Das Künstler*innenkollektiv Francis Karat, selbsternannte Grenzgängerin zwischen Kunst und Algorithmus, entblößt die kratzige Umarmung von Vergangenheit und Technologie. In ihrer neuesten multimedialen Arbeit Grüße aus Karlsruhe wird keine Mühe gescheut, das Konstrukt Erinnerung mit modernster KI-Technologie zu zerlegen, zu sezieren und in hübsche Häppchen für den kollektiven Diskurs zu verpacken. Die Arbeit ist bis Mitte Januar in der Tourist-Information im Schaufenster Karlsruhe, das in diesem Jahr, wie auch die UNESCO City of Media Arts Karlsruhe, ihr 5-jähriges Jubiläum feiert, zu sehen.
Im Fokus: das Städtische Archiv Karlsruhe, wo längst vergessene Architekturträume und Zeitmomente darauf warten, wiederbelebt zu werden – mit freundlicher Unterstützung von Image-to-Video-KI-Tools. Dazu Postkarten aus der Vergangenheit, diese flüsternden Artefakte, die noch wissen, wie es sich anfühlt, von Menschenhand beschmiert zu werden. Jetzt, unter der digitalen Lupe, erfinden sie sich neu: bewegt, transformiert, fremd und doch vertraut. Das ganze Spektakel wabert in einer Soundkulisse, die zwischen Klassik und Roboterpodcast oszilliert – perfekt, um sich im dichten Nebel der Nostalgie zu verlieren, bevor man von den kalten Pixeln der Gegenwart eingeholt wird.
Grüße aus Karlsruhe basiert auf der Arbeit Grüße aus’m SchwarzwAId, die zum ersten Mal auf der art Karlsruhe 2024 gezeigt wurde. In der Reihe Grüße aus… treffen Postkarten und Algorithmen aufeinander, wie zwei Fremde in einer dunklen Gasse. Und das Ergebnis? Eine seltsame Mischung aus Vergangenheit, die nicht gehen will, und Zukunft, die uns schon längst überholt hat.
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